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Natur & Nachhaltigkeit

Marktgärtnerei: Bio-Gemüse und -Obst umweltfreundlich einkaufen

Köstliche Gemüsevielfalt aus der Marktgärtnerei - mehr als Bio einkaufen: ressourcenschonend und vielfältig!

04/20/2023, 07:14 AM

Eine Marktgärtnerei können Sie sich wie einen riesigen Garten vorstellen, in dem viele verschiedene Gemüsesorten und oft auch Obst angebaut werden. Die wichtigsten Merkmale einer Vielfalts- oder Marktgärtnerei sind:

  • Die landwirtschaftliche Fläche ist klein - ca. 500 - 5.000 m2.
  • Durch Mischkultur und richtige Fruchtfolge wird der Ertrag des Bodens erhalten.
  • Die Bewirtschaftung erfolgt in Handarbeit.
  • Ohne giftige Spritzmittel wird eine hohe Produktivität erreicht.
  • Mit Mulchen und Tröpfchenbewässerung wird die schwindende Ressource Wasser geschont
  • Verkauft wird direkt an die lokale Bevölkerung. Dadurch entfallen lange Transportwege und Sie bekommen frisches, reifes und gesundes Gemüse.

Marktgärtnerei – auch Vielfaltsgärtnerei genannt – kommt aus den USA. Schon seit 45 Jahren beschäftigt sich Pionier Eliot Coleman mit diesem Agrarprinzip. Das auf die Pariser Marktgärtner des 19. Jhdts zurückzuführen ist. Mit nur 6 % der Gesamtfläche versorgten die Gärtner:innen ganz Paris mit Gemüse – das ganze Jahr! Nähe zur Bevölkerung, Vielfalt und beste Qualität der Obst- und Gemüsesorten, ein hoher Flächenertrag und Nachhaltigkeit zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit - eigentlich die perfekte Form der Produktion von Lebensmitteln ohne die Umwelt zu belasten. 

Sabine Alena & Markus Alena-Niemann

Sabine Alena und Markus Alena-Niemann betreiben seit Jänner 2021 ihre Vielfaltsgärtnerei Buntgemüse im Marchfeld und haben mir meine Fragen zum "Market Garden" beantwortet:

Wie würdet ihr eine Marktgärtnerei beschreiben bzw. wie macht ihr das?

500 bis maximal 5.000 m2. In der Regel wird kein Traktor verwendet, der würde sich erst bei größeren Flächen rentieren. Dadurch ergeben sich Dauerbeete an immer gleicher Stelle, nur geringe Erdbewegungen und auch keine Bodenverdichtung. Alles ist am menschlichen Maß orientiert. Wir haben unsere Beete in Parzellen mit Fruchtwechselwirtschaft eingeteilt. Wobei auf einem Feld auch öfter im Jahr angebaut wird. Also zum Beispiel beim Kohlgemüse gibt es eine Frühsaison und eine Herbstsaison. Beim Anbauplan müssen wir auch Stark-, Mittel- und Schwachzehrer berücksichtigen, damit der Boden gut bleibt. Durch das Abwechseln unterschiedlicher Pflanzengruppen können sich auch die Schädlinge nicht gut im Boden halten. 

Unsere Gemüsevielfalt verkaufen wir in Vielfaltstaschen. Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig. Unsere Taschen haben wir im Rahmen eines Frauenprojektes in Kenia fertigen lassen. Damit unterstützen wir die Frauen vor Ort mit sinnvollen Einkommensinitiativen. Damit wir keine Lebensmittel verschwenden, bieten wir überschüssiges Gemüse über to good to go an oder spenden sie der Groß-Enzersdorfer Tafel

Vielfaltstaschen von Buntgemüse

Wie groß ist eure Anbaufläche im Marchfeld und wie viele verschiedene Gemüsesorten baut ihr darauf an?

Wir haben eine Betriebsfläche von insgesamt 3 Hektar. Auf unseren Bio-Zertifikate 58 Gemüse- und Salatarten, 24 Kräuter- und Gewürze, 10 Beerenobst und 10 andere Früchte vermerkt. Wobei das nur die Arten sind, von denen wir wiederum viele verschiedene Sorten anbauen. Bei den Paradeisern haben wir zum Beispiel 20 verschiedene Varietäten. Wir probieren auch immer wieder neue Sorten aus. Was gut wächst oder gerne gegessen wird, bauen wir dann vermehrt an. Unsere Kunden lieben die verschiedenen Kohlgemüse. Deshalb bieten wir auch da eine vielfältige Auswahl. 

Letztes Jahr haben wir 40 verschiedene Obstbäume gepflanzt. Dabei haben wir hauptsächlich alte Sorten gewählt. Die dürfen allerdings noch etwas wachsen, bevor wir sie in großen Mengen anbieten können. 

Wie seid ihr zur Marktgärtnerei gekommen? 

Markus: Die biologische Lebenseinstellung hatten Sabine und ich schon immer. Ich habe im Vertrieb bei Adamah gearbeitet. Ausschlaggebend für die Gründung der Marktgärtnerei war eine Veranstaltung über den Bio-Gemüsebau in Linz. Dort haben mich Vortragende aus dem Bereich Marktgärtnerei schon fast überzeugt. Und dann kam der Lockdown - das war für uns der perfekte Startzeitpunkt.

Sabine: Wir leben schon immer von unserem eigenen Gemüse. Als Ernährungswissenschafterin weiß ich, wie wichtig es ist, dass Gemüse auch gut schmeckt. Die alten Sorten und Raritäten machen uns schon immer Spaß. Und mein Beruf als Lehrerin lässt sich gut mit der Hauptsaison in der Marktgärtnerei vereinbaren. 

Buntgemüse - Marktgärnterei im Marchfeld am Stadtrand von Wien

In der konventionellen Landwirtschaft wird viel gespritzt, um Schädlinge und Unkraut zu vernichten. Was macht ihr in der Marktgärtnerei?

Damit das Unkraut nicht wachsen kann, decken wir die Anbauflächen mit Folien ab. Ohne Licht können auch Beikräuter nicht wachsen. Sonst jäten wir und lassen das Unkraut als Mulch / Dünger auf dem Beet. Das funktioniert allerdings nur, wenn kein Regen angesagt ist. Denn dann würden sie wieder anwachsen. 

Schädlinge haben wir bis jetzt wenige. Schnecken und Kartoffelkäfer klauben wir ab. Das Kohlgemüse schützen wir mit Netzen vor Kohlweißlingen, Kohlfliege und anderen Tierchen, die unserem Gemüse schaden. Die Mischkultur ist auch eine gute Schädlingsbekämpfung. Die Mäuse bekämpfen unsere Katzen oder Raubvögel. Leider nicht immer erfolgreich - letztes Jahr haben die kleinen Nager unsere Süßkartoffel gefressen. 

Ihr bearbeitet den Boden ohne Maschinen. Gibt es keine für kleine Flächen oder hat das andere Gründe?

Die Investition für die Maschinen wäre zu hoch und lohnt sich nicht für die kleinen Beete. Die menschliche Bodenbearbeitung ist ein wesentliches Merkmal von Marktgärtnereien. Bei uns hilft in der Saison die ganze Familie mit. In der Hauptsaison haben wir auch einen Mitarbeiter, der uns unterstützt. 

Welche sind eure wichtigsten Werkzeuge?

Unsere Hände, lacht Markus. Das größte Werkzeug ist ein Einachsschlepper zum Boden fräsen. 

Markus Alena-Niemann in seiner Vielfaltsgärtnerei Buntgemüse

Wasser wird auch im Marchfeld immer knapper. Wie spart ihr Wasser?

Wir haben eine Tröpfchenbewässerung, mit der wir sehr sparsam und vor allem gezielt gießen können. So wird kein Wasser verschwendet. Damit die Pflanzen gute Wurzeln bilden, gießen wir nicht täglich. Dadurch, dass wir den Boden abdecken, verdunstet das Wasser langsamer und der Boden bleibt länger feucht.

Wie bzw. wo verkauft ihr euer Gemüse?

Einerseits verkaufen wir Ernteanteile, die unsere KundInnen in verschiedenen Größen abonnieren können. Je nach gewähltem Zeitraum bekommen sie wöchentlich oder jede zweite Woche eine Vielfaltstasche, gefüllt mit verschiedenen Gemüsesorten der Saison. Diese können sie an unseren Abholstellen abholen. Zusätzlich verkaufen wir das frisch geerntete Gemüse direkt vom Feld und auf verschiedenen Märkten:

  • Gemüseeinkauf direkt am Feld: Freitag von 14:00 - 18:00 Uhr und nach Vereinbarung
  • Frischemarkt Groß-Enzersdorf: Samstag von 8:00 - 12:00 Uhr
  • Vorgartenmarkt: Samstag von 8:00 bis 13:00 Uhr
  • Volkertmarkt: Mittwoch von 15:00 - 18:00 Uhr

Zusätzlich liefert der Ögreissler unser saisonales Angebot direkt nach Hause. Wenn wir saisonbedingt Übermengen haben, ist unser Buntgemüse auch in den regionalen Hofläden erhältlich. 

Marktgärtnerei Buntgemüse in Oberhausen bei Wien

Von wann bis wann habt ihr Saison?

Die genaue Saison bestimmt das Wetter. Wir starten meistens Ende März mit Gemüse, das wir im Folientunnel anbauen. Nachdem wir kein Lager haben, ist das Saisonende normalerweise Ende November

Ist euer Gemüse teurer als im Supermarkt?

Unsere Preise liegen minimal über denen im Handel. Unsere KundInnen sind gerne bereit etwas mehr zu bezahlen, weil der Geschmack durch die frische Ernte und kurze Transportwege wesentlich besser ist. Außerdem leisten sie durch den Kauf in einer Marktgärtnerei einen wesentlichen Beitrag zum Umweltschutz. Weil sie Böden schonen, Verpackungsmaterial sparen und CO2-Belastung durch lange Transportwege vermeiden. 

Ihr habt auch Schafe. Gehören die auch zur Marktgärtnerei?

Nein, die Schafe sind nicht Teil der Marktgärtnerei - eher Mitarbeiter. Wir haben Waldschafe - eine gefährdete Rasse. Und in erster Linie sollen sie die Grasstreifen abweiden und ihr Dung ist auch gut für den Boden. Die Jungtiere verkaufen wir in erster Linie zur Zucht. 

Vielen Dank für das Gespräch, die interessanten Informationen und den Besuch in eurer Marktgärtnerei. Eine Frage noch zum Schluss: Können unsere LeserInnen eure Marktgärtnerei auch einmal besuchen?

Wir freuen uns immer wieder über interessierte BesucherInnen und laden gerne in unsere Vielfaltsgärtnerei ein. Für heuer sind folgende Termine geplant:

  • Saisonstart und Jungpflanzenverkauf: 21. und 22.4.2023, 14:00 - 18:00 Uhr
  • Tag der offenen Marktgärtnerei: 18.06.2023, 13:00 - 18:00 Uhr
  • Hofjause mit Paradeiservielfalt: 30.07.2023, 15:00 - 20:00 Uhr
  • Sommerkino: 11. und 12.08.2023

Nachdem wir gerne Kindern und Jugendlichen zeigen, wie Gemüse biologisch in einer Kreislaufwirtschaft herstellen, bieten wir auch "Schule am Bauernhof" für KIGA und Schulklassen an. Mitmachen, Ernten und Verkosten ist ausdrücklich erlaubt!

Über unsere Termine und Aktivitäten informieren wir auf unserer Website: buntgemuese.at

Marktgärtnereien in Österreich

Der regionale Verkauf und kurze Lieferwege sind zwei Prinzipien der Marktgärtnerei. Die Vielfaltsgärtnerei kann daher nur einen kleinen Teil von Österreich abdecken. Gut, dass es in Österreich mittlerweile zwischen 100 und 150 Marktgärtnereien gibt. Tendenz steigend, weil klimafreundliche Landwirtschaft die vernünftigste Lösung für viele Umweltprobleme ist. Außerdem werden Arbeitsplätze geschaffen und die Arbeit für junge Landwirte wird wieder interessanter und abwechslungsreicher.

Manche verkaufen direkt ab Hof ihr wöchentliches Gemüsekisterl, andere stehen zusätzliche auf regionalen Wochenmärkten und Sie können dort frisch geerntetes Gemüse der Saison kaufen. Vielleicht findet Sie ja frische Gemüsevielfalt einer Marktgärtnerei in Ihrer Nähe:

Manche finden Sie auf Facebook:

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