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© Bild: Andrea Rammel
Natur & Nachhaltigkeit
05.09.2023

Welttierschutztag – weil unsere Tierwelt Schutz braucht

Artensterben, Massentierhaltung, schwindende Lebensräume, Jagd – viele Gründe, warum es einen Welttierschutztag braucht. Heute mehr denn je …

Andrea Rammel

Die erste Tierschutzveranstaltung fand 1924 auf die Forderung des Schriftstellers und Tierschützers Heinrich Zimmermann statt. Mit seiner Zeitschrift Mensch und Hund gelang es ihm, die Bevölkerung auf den Tierschutz aufmerksam zu machen. Der dritte Tierschutzkongress fand im Mai 1929 in Wien statt und dauerte drei Tage. 152 Vertreter von Tierschutzorganisationen aus 32 Ländern nahmen daran teil und erstellten einen Forderungskatalog. Unter anderem forderten sie die Einführung eines Welttierschutztages. Beim internationalen Tierkongress 1931 wurde dieser beschlossen und bereits am 4. Oktober des gleichen Jahres eingeführt.

Warum ist der Welttierschutztag am 4. Oktober?

Der 4. Oktober wurde im Gedenken an Franz von Assisi für den Welttierschutztag gewählt. Der reiche Sohn eines Tuchhändlers verzichtete nach einem Traum auf seinen weltlichen Besitz, widmete sein Leben seinem Glauben und trug diesen in die Welt. Später gründete er den Franziskanerorden.

Für Franz von Assisi waren alle Lebewesen gleich: "Alle Geschöpfe der Erde fühlen wie wir, alle Geschöpfe streben nach Glück wie wir. Alle Geschöpfe der Erde lieben, leiden und sterben wie wir, also sind sie uns gleich gestellte Werke des allmächtigen Schöpfers - unsere Brüder." Bekannt waren seine Tierpredigten in denen immer die Zutraulichkeit der Tiere mitschwingt. Oft bezeichnet er die Tiere als seine Geschwister. Franz von Assisi starb am 3. Oktober 1226 nach Sonnenuntergang – deshalb war damals sein Todestag der 4. Oktober. Zwei Jahr nach seinem Tod wurde er heiliggesprochen. Aufgrund seiner Liebe zu Tieren und sowie seinem Aufruf im Einklang mit der Natur zu leben, ist der Heilige Franz von Assisi der perfekte Patron für den Welttierschutztag.

Franz von Assisi setzte sich für einen respektvollen Umgang mit Tieren ein. Ein Miteinander und Nebeneinander mit wilden Tieren war für ihn keine Utopie. 
Dass Tiere, die keine negativen Erfahrungen mit uns Menschen gemacht haben, absolut keine Angst vor uns haben, habe ich auf den Galapagos-Inseln erlebt. Als ich das Foto von diesem Bussard machte, stand ich direkt unter ihm. Doch auch Seerobben, Vögel, Meerechsen und Eidechsen zeigten absolut keine Scheu. Kein einziges Tier ist vor uns geflüchtet - ein unglaubliches, wunderschönes Erlebnis

© Bild: Andrea Rammel

Welttierschutztag – wichtiger denn je!

Zu Zeiten von Franz von Assisi gehörte Tierhetze zur Belustigung der Menschen zum Alltag. Und natürlich wurden Tiere geschlachtet und gegessen. Damals wurden die Tiere allerdings noch artgerecht gehalten und geschlachtet. Von Massentierhaltung, beschleunigtem Wachstum, angepassten Körperproportionen (wie z. B. die Hüft- / Schenkelvergrößerung für den perfekten Schweineschinken), räumliche Enge, Spaltböden und noch vielen anderen Grausamkeiten, die den Menschen zur Optimierung der Fleischproduktion eingefallen sind, war man damals noch ganz weit entfernt.

Fleischkonsum vervierfacht

Im 19. Jahrhundert war Fleisch noch kostbar und wurde nur zu besonderen Anlässen gegessen. Der globale Fleischkonsum lag bei 10 kg pro Person im Jahr. Mittlerweile liegt der jährliche Fleischkonsum bei 40 kg / Person. Österreich liegt beim Fleischkonsum mit 65 kg / Person im Jahr auf Platz 3 der EU! Dafür werden jährlich 99 Millionen Tiere getötet. Die hohe Nachfrage nach möglichst billigem Fleisch führt dazu, dass bei der Tierhaltung auf das Tierwohl vergessen wird. Hinzu kommen die Unmengen an Futtermittel, die für die Tiere hergestellt werden müssen. Für Tierfutter werden 50 Prozent unserer Ernten verwendet. Teilweise werden dafür Regenwälder und andere Naturflächen vernichtet.

Vernichtung der Lebensräume

Nicht nur für die industrielle Landwirtschaft werden Lebensräume vernichtet. Die Verbauung und Versiegelung der Böden tragen genauso dazu bei wir der Klimawandel. Schwindende Lebensräume führen zu einem weltweiten Artensterben in beängstigendem Ausmaß. Eine aktuelle Greenpeace-Studie sind 39 Prozent aller Tierarten und 59 Prozent der Lebensraumtypen bedroht. Täglich sterben global 159 Arten aus! 

Manche Insekten brauchen ganz bestimmte Pflanzen, um zu Überleben. Der Osterluzeifalter zum Beispiel hat sich auf die Osterluzei spezialisiert. Nur dort wo die Osterluzei wächst, ist der Falter anzutreffen. In Österreich ist der wunderschöne Osterluzeifalter mittlerweile vom Aussterben bedroht. In Wien und Niederösterreich gilt er als stark gefährdet. Von April bis Juni haben Sie allerdings - noch - gute Chancen, den Falter im Nationalpark Donau-Auen zu entdecken.   

© Bild: Andrea Rammel

Jagd und Geschäfte mit Tiertrophäen

Es ist eigentlich kaum zu glauben, dass es noch immer Tiere gibt, deren Bestand durch Jagd gefährdet ist. Oft sind es haarsträubende Aberglauben, die manche Tierarten so wertvoll machen. So gilt zum Beispiel in China das vermahlene Horn von Nashörnern als Wundermittel gegen Fieber, Entzündungen und sogar Krebs. Das Horn ist nahezu doppelt so viel Wert wie Gold. Und daher in einigen Ländern ein Statussymbol. 

Doch nicht nur in Südafrika sind viele Tiere gefährdet. So ist in Italien die Jagd von Singvögeln ein beliebtes Hobby. Das ist nach einer EU-Vogelschutzrichtlinie zwar nicht legal, wird aber dennoch in großem Maßstab praktiziert. Die wenigstens der Vögel werden gegessen. Es geht einfach um Sport, Tradition und Trophäen! 

Wir müssen aber gar nicht ins Ausland schauen. Auch in Österreich werden Tiere noch als Trophäen gejagt. So wurde ein Luchs im Nationalpark Kalkalpen von einem Jäger geschossen. Ein Rückschlag für ein langwieriges Wiederansiedelungsprogramm für Luchse im Nationalpark. Auch bei der Ansiedelung von Kaiseradler und Seeadler gibt es immer wieder Rückschläge durch geschossene Raubvögel. Das Jagen geschützter Arten ist dabei kein Kavaliersdelikt und wird mit hohen Geldstrafen geahndet. Doch oft siegt der Nervenkitzel, das Jagdfieber und die Hoffnung, nicht entdeckt zu werden über die Vernunft und vor allem den Respekt vor dem Tier.  

Angst, negative Berichte und Unwissenheit sorgen für Skepsis bei der Wiederansiedelung von wilden Tieren wie Wölfen in Österreich. Wie ich bei meinem Besuch im Tierpark Buchenberg erfahren habe, sind Wölfe für Menschen absolut ungefährlich. Die Wahrscheinlichkeit, einen Wolf in freier Wildbahn zu sehen, ist äußerst gering. Die Tiere sind sehr scheu und wissen sich gut vor uns zu verstecken. Und dass Wölfe Schafe reißen, liegt oft an der falschen Haltung der Schafe. In der Schweiz leben auch Wölfe, dort werden die Schafherden allerdings entsprechend bewacht. Wölfe sind für sie keine Gefahr. 

© Bild: Andrea Rammel

Mit ihren blauen Augen sind Huskys auch bei uns beliebte Hunde. Bei einem Fotoworkshop habe ich da sehr viel über die schönen Tiere gelernt. Unter anderem, dass diese Tiere einen angeborenen Jagdinstinkt haben, der ihnen nicht abtrainiert werden kann. So können Huskys in den gleichen Blutrausch geraten wie Wölfe. Dafür können die Tiere nichts, die Besitzer müssen sich dieser Tatsache bewusst sein und die Tiere ihrer Art entsprechend halten. 

© Bild: Andrea Rammel

Falsche Tierliebe und Unwissenheit

Im Haustierbereich passiert es oft, dass Tiere angeschafft oder verschenkt werden, ohne sich vorab zu informieren, ob ein Tier zur Familie und zu den Lebensumständen passen. Viele der Tiere landen im Tierschutzheim, weil das Zusammenleben nicht passt. So haben sich die Tierheime mit Tieren gefüllt, die im Corona-Homeoffice angeschafft wurden, und für die mit der Rückkehr zur Normalität keine Zeit mehr war. 

Manchmal ist es falsch verstandene Tierliebe die den Tieren schadet. So kann man oft beobachten, dass Enten, Schwäne und andere Tiere mit Weißbrot und anderem Essen gefüttert werden. Was gut gemeint ist, kann zum grausamen Tod der Tiere führen. Katzen, Hunde oder andere Haustiere brauchen ebenfalls artgerechte Haltung und keine ungesunden Naschereien. Manche Tiere haben einen ausgesprochenen Bewegungsdrang oder fühlen sich als Einzeltiere nicht wohl. 

Wie Sie Tiere schützen können

  • Achten Sie bei Ihrem Fleischkonsum auf die Qualität und essen Sie dafür einmal oder zweimal weniger Fleisch. Mit einem Stück Biofleisch vom Bauern aus der Region unterstützen Sie die artgerechte Haltung von Tieren, leisten einen Beitrag zum Umweltschutz und vor allem tun Sie auch etwas für Ihre Gesundheit. 
  • Verwenden Sie in Ihrem Garten oder auf Ihrer Terrasse keine Pestizide. Kaufen Sie Obst, Gemüse und landwirtschaftliche Erzeugnisse ebenfalls beim Biobauern. Auf seinen Ackerflächen gibt es auch noch genug Nahrung für Bienen, ohne die wir viele Lebensmittel nicht mehr hätten
  • In Ihrem Garten können Sie sehr viel für die kleine Tierwelt tun, indem Sie diesen naturnah anlegen und pflegen. Wildhecken, Kräuterrasen, Blumenwiesen und Wildstauden machen weniger Arbeit und bringen Ihnen eine vielfältige Insekten- und Vogelwelt in den Garten. 
  • Wenn Sie in die Natur gehen, schützen Sie diese, in dem Sie auf den Wegen bleiben. Wenn Sie leise und achtsam durch die Wälder und Nationalparks wandern, werden Sie bestimmt das eine oder andere Tier beobachten können. 
  • Das Füttern von Enten, Schwänen und anderen Tieren macht vor allem mit Kindern viel Freude. Es ist nicht notwendig, wilde Tiere zu füttern. Meistens schadet man ihnen damit mehr, als man ihnen hilft. Vor allem das beliebte Brot ist für Enten ganz schlecht. Es ist zu salzig, hat zu viel Zucker und quillt im Magen der Wasservögel auf. Wenn Sie füttern wollen, sind Haferflocken oder klein geschnittene Obst- und Gemüsestückchen die bessere und gesündere Wahl. 
  • Bevor Sie sich Haustiere anschaffen, erkundigen Sie sich, wie Sie diese artgerecht halten. Was fressen sie? Wie viel Zeit brauchen sie? Wie wohnen sie? Kaufen Sie Ihren neuen Mitbewohner erst, wenn Sie sicher sind, dass sich ein Hund, eine Katze oder ein Kaninchen bei Ihnen wohl fühlen würde. Bei den Haustieren gilt das gleiche wie bei den Wildtieren: "Menschenfutter" ist kein Tierfutter. Auch wenn Sie Ihr kleiner Liebling mit großen, hungrigen Augen anschaut - geben Sie ihm lieber eines seiner Leckerlies. Das mag er genauso gerne und ist wesentlich gesünder für ihn. 
  • Es gibt viele Organisationen, die sich sehr engagiert zum Wohle unserer Tierwelt einsetzen und mit ihren Bemühungen die Artenvielfalt erhalten. Bei manchen können Sie mithelfen, andere freuen sich über Geldspenden, weil die Erhaltung der Tiere natürlich auch Geld kostet. Schauen Sie doch einmal in Ihrer Region, wer sich für den Tierschutz engagiert. Vielleicht können Sie ja einen Beitrag zum Tierschutz leisten.    
© Bild: Andrea Rammel
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