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© Bild: Andrea Rammel
Natur & Nachhaltigkeit
19.03.2024

Spatzen - Portrait und mehr über den beliebten Haussperling

Der Spatz - klein, frech und beliebt. In diesem Steckbrief erfahren Sie mehr über den Stadtvogel und seine Lebensweise.

Andrea Rammel

Vor allem im Frühling ist das Tschilpen der Spatzenfamilien nicht zu überhören. In jedem größeren Schanigarten sind sie zuhause. Verstecken sich im Gebüsch oder hüpfen frech auf Stühle, um sich Futter zu erbetteln. Lernen Sie mit uns den beliebten Stadtvogel, der es nicht immer leicht hat(te), besser kennen:

Steckbrief Spatz:

In einem kurzen Steckbrief haben wir die Fakten für Sie zusammengefasst. Mehr über das Familienleben, seine Vorlieben und Feinde folgt noch.

  • richtiger Name: Haussperling (Passer domesticus)
  • Singvogel – weniger musikalisch, aber dafür sind seine "Tschilp, Tschilp Konzerte“ umso lauter
  • Familie Sperlinge
  • 14 – 16 cm groß
  • ca. 32 Gramm
  • Weibchen: wie oft in der Tierwelt: eher unscheinbares Braun und gut getarnt
  • Männchen: so wie wir den Spatz kennen: größer, dunkleres Braun, Kehle grau bis schwarz, weiße Backen
  • gesellig und treten meistens gemeinsam auf
  • brüten in „Wohngemeinschaften“ 
  • Standvögel, das heißt sie sind standorttreu. Sie verbringen ihr ganzes Leben an einem Standort und bleiben da auch im Winter.
  • eigentlich Vegetarier (Körner und Samen), verfüttern aber an Jungtiere Insekten, weil diese das Eiweiß brauchen
  • lebt überall dort, wo Menschen sind (Spatzen können nicht ohne uns, aber wir auch nicht ohne sie, wie Sie noch lesen werden.

Herr Haussperling - genauso würden die meisten von uns den Spatz beschreiben. 

© Bild: Andrea Rammel

Auch das ist ein Spatz. Allerdings Frau Haussperling - wie das so oft in der Tierwelt vorkommt: unscheinbar, weniger auffällig, gut getarnt!

© Bild: Andrea Rammel

Stadtvogel und Kulturfolger

Der gesellige Vogel lebt nicht nur gerne in Gemeinschaft seiner Artgenossen, sondern bevorzugt auch die Nähe der Menschen. Das führt sogar so weit, dass die kleinen Piepmätze mit den Menschen aus einer Region verschwinden. Das wurde zum Beispiel während des zweiten Weltkrieges auf Helgoland beobachtet: Mit den Menschen verschwanden die Spatzen von der Insel und sind erst mit der Neubesiedelung wieder zurückgekommen. 

Als Kulturfolger sind Haussperlinge in Städten, Dörfern und Siedlungen zu finden. Wobei sie auch hier die Plätze – meistens den Stadtrand -  mit natürlichen Umgebungen bevorzugen. Dort finden sie ausreichend Futter und Nistplätze. 

In gut besuchten Gastgärten werden die frechen Spatzen schnell zutraulich und kommen sogar auf die Hand. 

© Bild: Andrea Rammel

Familienleben der Spatzen

Spatzen sind sehr gesellig und leben in kleinen Trupps zusammen. Selten kommt ein Spatz allein – und wenn doch, holt er bald Freunde und Familie zum Futterplatz. 

Während der Balzzeit, die im März beginnt, bekommen viele männliche Vögel ein Balzkleid, mit dem sie auf Brautschau gehen. Bei Herrn Spatz färbt sich nur der Schnabel. Aber er ist das ganze Jahr schön und in der Paarungszeit zeigt er das auch, indem er sich größer macht und auch mal aufplustert. Aufgeregt hüpft und flattert er um die Auserwählte und versucht mit Nistmaterial ihr Herz zu erobern. Das Weibchen wird oft von einer ganzen Spatzenschar umringt und wählt den, der ihr am besten gefällt.

Nur in der Paarungszeit hat Herr Haussperling einen schwarzen Schnabel. Dieser kleine Spatz hat versucht, eine Gefährtin für den Einzug ins Nisthäuschen zu finden. Es hat einige Zeit gedauert, aber die Geduld hat sich gelohnt. 

© Bild: Andrea Rammel

Wenn sich dann die zwei richtigen gefunden haben, leben sie im Normalfall monogam – Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. Gemeinsam bauen die zukünftigen Eltern das Nest. Wobei auch der Nestbau bei den Spatzen in guter Nachbarschaft erfolgt, wo es der Platz zulässt, werden „Reihennester“ gebaut. Das Weibchen legt 3 – 6 Eier in das Nest. Die Jungen schlüpfen nach 12 – 14 Tagen. „50:50 bei der Kinderbetreuung“ ist bei den Haussperlingen kein Wunschmodell. Herr und Frau Spatz kümmern sich gemeinsam um den Nachwuchs. Erst werden die Spatzenkinder ca. 14 Tage gemeinsam im Nest gefüttert und dann auch noch einmal so lange, wenn sie bereits ausgeflogen sind. 

Die familienfreundlichen Eltern kümmern sich dann oft gleich um den nächsten Nachwuchs. Bis zu dreimal im Jahr können Spatzen brüten. 

Die Aufzucht der Jungen teilen sich Frau und Herr Spatz. Für einen Vogel alleine wäre das auch ganz schön schwierig. Bis zu 400 Mal wird das Nest mit Futter angeflogen. 

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So wohnen und schlafen Haussperlinge

Spatzen bauen ihre Nester am liebsten in Nischen von Gebäuden oder Baumhöhlen. Wobei sie gerne in der Nähe ihrer Artgenossen nisten. Sie sind nicht sehr wählerisch bei der Standortwahl. Eine kleine Spalte oder ein Hohlraum genügt. Oft wohnen sie unter einem Dachvorsprung oder in Lüftungsschächten.

Im Naturgarten bauen sie ihre Nester vorzugsweise in die schon etwas löchrige Thujenhecke der Nachbarn.

Zum Schlafen oder wenn sie Schutz suchen, ziehen sie sich in dichte Büsche oder Hecken zurück. Auch im Efeu sind sie gut geschützt. In der Stadt dienen Hausvorsprünge, Fassadenbegrünungen oder Dachnischen als Schlafplatz. Im Winter kann es vorkommen, dass sie die Nacht in Nistkästen verbringen 

Vorliebe der Spatzen

Der Begriff Dreckspatz kommt wahrscheinlich von der Vorliebe des Haussperlings für Sandbäder. Haben Sie die Spatzen schon dabei beobachtet, wie sie sich in feinem Sand oder Erde baden? Wie alles, machen sie auch das meistens gemeinsam. Mit dem Sandbad schützen sie ihr Gefieder vor Parasiten bzw. reinigen sie die Federn. Das heißt sie machen das aus hygienischen Gründen und zur Gesundheitsvorsorge – also das Gegenteil von dem, was „Dreckspatzen“ machen. 

Mit einem Sand- oder Wasserbad halten sich Spatzen gesund. Die Schmutzpartikel, die der Isolierfunktion der Federn schaden könnten, und Parasiten werden ausgewaschen. Im Gartenteich finden sich immer wieder die verschiedensten Vögel zum Wasserbad ein. 

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Verwandtschaft 

Der Spatz gehört zur Familie der Sperlinge. Die Verwandtschaft ist in Österreich nicht sehr groß. Vor allem der Feldsperling ist auch bei uns Zuhause. Er seiht dem Spatz sehr ähnlich. Ist allerdings etwas kleiner und hat schwarze "Wangen". Das Weibchen sieht genauso aus, wie das Männchen. Der Feldsperling ist nicht der typische Städter sondern bevorzugt den ländlichen Raum. Wobei er auch hier in der Nähe der Menschen lebt. 

In Teilen Kärntens und Tirols gibt es Vorkommen des Italiensperlings, der unserem Spatz sehr ähnlich sieht. Sein Kehlfleck ist allerdings schwärzer als beim Haussperling. Im alpinen Bereich gibt es dann noch den Schneesperling.

Am einfachsten kann man den Feld- vom Haussperling durch die schwarzen Flecken an den Wangen unterscheiden. Ob Männchen oder Weibchen kann man nicht so einfach feststellen. 

© Bild: Andrea Rammel

Feinde der Haussperlinge

Wenn man die kleinen frechen Spatzen im Gastgarten beobachtet, kann man sich gar nicht vorstellen, dass ausgerechnet der Mensch ihr größter Feind ist

Doch nicht immer und überall waren die kleinen Stadtvögel beliebt. In verschiedenen Spatzenkriegen wurden sie bekämpft, weil Herrscher Angst um den Ernteertrag hatten. Unter Mao Zedong wurden in Peking mehr als 400.000 Spatzen in 2 Tagen getötet. Insgesamt starben ca. zwei Milliarden Spatzen. Das führte zu einer gewaltigen Insektenplage, die ganze Ernten vernichtete. An der folgenden Hungersnot starben Millionen Menschen. Es wurden zwar wieder Haussperlinge importiert, doch bis heute hat sich der Spatz in China nicht erholt. 

Auch wenn Vögel heute nicht mehr getötet werden und zum Großteil unter Naturschutz stehen, ist nach wie vor der Mensch ihr größter Feind. Weil wir ihnen ihren Lebensraum zerstören. Durch Flächenversiegelung, Steingärten, Gärten mit englischem Rasen oder durch Rasenroboter zu kurz gemähte Wiesen schwindet das Nahrungsangebot. Moderne Wohnhäuser haben keine Nischen mehr, zum Nisten. Und Baumhöhlen sind in den Städten schon lange nicht mehr vorhanden. Deshalb werden bereits starke Bestandsrückgänge festgestellt. In manchen Regionen wurde der Spatz daher auf der Roten Liste bereits auf die Vorwarnstufe gesetzt. In Wien gehört der Haussperling zu den geschützen Tierarten. D.h. die Tiere dürfen weder getötet noch gestört werden. Nistplätze dürfen nicht zerstört werden. Tipps für den Schutz der Spatzen beim Bauen und Sanieren finden Sie in der Broschüre "Gesellig in der Stadt".  

Doch der Mensch ist nicht der einzige Feind. So mancher Raubvogel holt sich gerne einmal einen Spatz. Vor allem der Sperber ist dafür bekannt. Katzen oder Steinmarder greifen auch gerne zu, wenn sie die Vögel an Futterstellen oder Nistplätzen gut erreichen können. 

Der rege Flugverkehr der Spatzenschar lockt auch immer wieder den Sperber in den Naturgarten. Leicht hat er es allerdings nicht. Die kleinen Vögel achten sehr auf ihren Schutz und wenn der Sperber auf der Lauer liegt, sitzen sie gut versteckt im Gebüsch oder in der Hecke. Nachdem auch für den Sperber und andere Raubvögel die Lebensräume und Futterquellen immer enger werden, sind auch sie häufiger in Menschennähe anzutreffen. 

© Bild: Andrea Rammel

Unterstützung und Hilfe für Spatzen

Wie die Geschichte bereits gezeigt hat, brauchen wir auch so kleine Vögel wie die Spatzen. Damit sie sich auch weiterhin bei uns wohlfühlen und uns vor Insektenplagen schützen, braucht es nicht viel. Manchmal einfach nur Nichtstun:

  • Ein Steingarten sorgt für höhere Temperaturen im Sommer, kann zum Problem bei Regengüssen werden und macht auch irgendwann Arbeit. Es gibt genug Unkräuter, die sich sogar auf Steinwüsten wohlfühlen - das sehen wir am besten auf den Autobahnen. Pflanzen Sie unkomplizierte Sträucher und Stauden, die mit dem Stadtklima gut zurecht kommen. Sie brauchen oft kaum Pflege und bieten aber zahlreichen Tierchen und auch den Spatzen ein Zuhause.
  • Englischer Rasen braucht viel Pflege, Wasser und kommt mit Extremsituationen wie Hitze und Starkregen nicht gut zurecht. Statt einem Mimosen-Rasen können Sie mit einer Kräuter- oder Blumenwiese Zeit sparen und die Natur in Ihren Garten holen. Lassen Sie den Löwenzahn wachsen - er sieht schön aus. Und er versorgt Insekten und Vögel mit Nahrung.  
  • Das Nahrungsangebot für die Vogelwelt wird immer weniger. Familie Spatz und Co freut sich daher um Futterstellen im Garten oder am Balkon. Tipps zum Füttern finden Sie in diesem Beitrag. Nachdem die Eltern für die Aufzucht der Jungen viel Kraft brauchen, füttern wir im Naturgarten bis die erste Brut ausgezogen ist. Die jungen Spatzen bekommen die Insekten, die Eltern stärken sich mit Fast Food. 
  • Wenn das Nahrungsangebot in Ihrem Garten oder auf Ihrer Terrasse stimmt, holen Sie sich mit einem Nistkasten die Vögel in Ihren Garten. Spatzen sind da garantiert dabei. Nachdem sie gerne gemeinsam wohnen, bevorzugen Spatzen "Mehrfamilienhäuser". Lesen Sie, welche Vorlieben bei Nisthilfen andere Gartenvögel haben.  
  • Ob Winter oder Sommer, Vögel brauchen Wasser. Zum Trinken und zum Baden. Stellen sie ihnen frisches Wasser bereit und wenn Sie die Möglichkeit haben, unterstützen Sie die Spatzen mit einem Sandbad. Das kann manchmal einfach ein größerer kahler Fleck im Rasen mit feiner Erde sein. Das Badevergnügen wird Sie schnell für den unperfekten Rasen entschädigen.  

Im Kräuterrasen oder in der Blumenwiese gibt es sehr viel Abwechslung. Das schätzen die Insekten und auch Vögel holen sich da ihr Futter. 

© Bild: Andrea Rammel

Noch Fragen zum Spatz?

Wir haben die Antwort für Sie:

  • Wie alt werden Spatzen?
    Die durchschnittliche Lebenserwartung des Haussperlings ist 3 - 5 Jahre. In Gefangenschaft liegt der Altersrekord bei 23 Jahren. 
  • Was frisst der Spatz am liebsten?
    In der Blumenwiese holt er sich gerne den Samen vom Löwenzahn. Da lässt er sogar das Futter am Futterhaus links liegen. Vor allem frist der Spatz gerne Körner, Samen und Früchte an den heimischen Sträuchern. Im Gastgarten nimmt er gerne auch "Menschenfutter". Das ist allerdings nicht gesund für ihn. Im Winter sorgen Nüsse für Energie. Und auch die Meisenknödel werden von den Spatzen gerne besucht. 
  • Warum schmeißen Spatzen ein Junges aus dem Nest?
    Das machen sie normalerweise nur, wenn es keine Überlebenschancen hat. D.h. wenn es krank ist oder der Nahrungsangebot nicht reicht. 
  • Wie lange dauert es, bis Spatzen fliegen können?
    Ca. 14 Tage nachdem sie geschlüpft sind, fliegen die Jungtiere aus. Werden dann aber noch von den Eltern weitergefüttert. 
  • Können Spatzen zutraulich werden?
    Mit etwas Geduld und Respekt vor den Tieren, kann der Haussperling zutraulich werden. Vor allem dort, wo sie viel mit Menschen zu tun haben, verlieren sie schnell die Scheu. 
  • Sind Spatzen im Garten nützlich?
    Abgesehen davon, dass sie die Samen von Ihrem "Unkraut" im Rasen fressen, befreien sie während der Brutsaison auch ihre Pflanzen von Blattläusen, Ameisen und anderem Getier. 
  • Kann man Spatzen vertreiben?
    Ja, können Sie. Aber warum sollten Sie das tun? Spatzen sind nur dort, wo sie sich wohlfühlen - in der Natur. Das heißt, Sie wohnen auch in der Natur, weil Ihnen das gefällt. Warum sollten Sie diese dann vertreiben wollen? Die Vögel haben nicht mehr viele Alternativen bei der Wahl ihrer Lebensräume. Wir Menschen schon. 

 

Ein Spatzenleben ist oft sehr anstrengend. Sie können es den kleinen Vögeln ein bisschen leichter machen. 

© Bild: Andrea Rammel

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