Kurier Reise kurier.at events.at motor.at futurezone.at film.at k.at kurier.tv profil.at lust-auf-oesterreich.at
© Bild: Andrea Rammel
Natur & Nachhaltigkeit
05.09.2022

Beeindruckende Naturdenkmäler - Österreichs Tropfsteinhöhlen

Tropfsteine sind ein faszinierendes Naturphänomen. Doch wie entstehen sie? Und wo kann man sie in Österreich bewundern?

Andrea Rammel

Die Dunkelheit und Enge in Höhlen kann ein mulmiges Gefühl verursachen. Doch die Faszination von Tropfsteinen lassen Sie bald vergessen, dass Sie in einer Höhle sind. 

Wie entsteht eine Tropfsteinhöhle

Gut Ding braucht Weile. Und im Fall einer Tropfsteinhöhle ist die Weile viele Millionen Jahre lang. Das Sprichwort „Steter Tropfen höhlt den Stein“ ist darauf zurückzuführen, dass viele Tropfen in den Stein eine Kuhle formen. Aus vielen Tropfen entstehen nach langer Zeit zahlreiche Kuhlen. Und wenn diese z. B. in Kalkstein entstehen, kann daraus einmal eine Höhle werden.

Wenn es in der Höhle feucht ist, kann Wasser von der Decke tropfen und verdunsten. Es entstehen Sinterablagerungen - wie zum Beispiel eine winzig kleine Kalkschicht. Ähnlich wie bei einem tropfenden Wasserhahn. Es braucht unzählige Wassertropfen, bis ein Tropfstein entsteht. 

Stalagmiten wachsen von der Decke und sind meistens viel kürzer und kleiner als die von unten wachsenden Stalaktiten.

© Bild: Andrea Rammel

In welche Richtung wachsen Tropfsteine?

Tropfsteine wachsen von oben nach unten, wenn Tropfen von der Decke fallen. Mit der Zeit bilden sich so die Stalagmiten. Versteinert der Tropfen von oben, wächst ein Stalaktit. Eine Eselsbrücke hilft die beiden zu unterscheiden: Das T der Stalaktiten sieht aus wie ein Tropfstein, der von der Decke hängt. Für zwei Tropfsteine am Boden steht das M in Stalagmiten. Stalagmiten sind normalerweise in der Überzahl, weil die Stalaktiten mit der Zeit zu schwer werden und abbrechen.

Wenn die beiden einmal zusammenwachsen, entsteht ein Stalagnat. Das kann aber Tausende Jahre dauern. Denn ein Tropfstein wächst im Durchschnitt 1 mm in 10 Jahren! Er braucht also richtig lange fürs Wachsen. Und es steht ein unwiederbringlicher Schaden, wenn manche BesucherInnen Tropfsteine zerstören oder abbrechen. 

Bewohner von Tropfsteinhöhlen

Ohne Licht ist es in einer Höhle einfach nur schwarz. Also richtig dunkel. Wir haben das bei der Führung durchs Katerloch gefühlt. Denn sehen kann man da nichts mehr. Und dennoch gibt es Höhlenbewohner, die sich hier wohlfühlen.

Ideal sind Höhlen natürlich für die Jäger der Nacht. Dort können sie ungestört den Tag oder den Winter verschlafen. Fledermäuse fühlen sich daher in Tropfsteinhöhlen richtig wohl. Allerdings nutzen sie die Höhlen in erster Linie zum Überwintern und verirren sich im Sommer eher selten in die Tropfsteinhöhlen. Während die Fledermäuse bis tief in das Innere einer Höhle vordringen, halten sich die anderen Höhlenbewohner eher im Eingangsbereich auf. Nachtfalter, Spinnen, verschiedene Käfer und im Wasser können auch Krebse leben. Doch keine Sorge, die Anzahl der in Höhlen lebenden Tiere ist sehr gering. Vor allem sind sie sehr schwer zu finden. Und nachdem die meisten Höhlen im Winter geschlossen sind, werden Ihnen auch die Fledermäuse nicht zu nahe kommen.

Das Seenparadies im Katerroch - der tiefste Punkt der Höhle liegt 135 m unter der Erde. 

© Bild: Andrea Rammel

Katerloch – Österreichs tropfsteinreichste Schauhöhle

Als Mitglied des Vereins für Tier- und Naturfotografie hatte ich die exklusive Gelegenheit, das Katerloch mit dem Fotoapparat zu besuchen. Normalerweise ist fotografieren verboten. Das gilt auch für Handy-Fotos. Aber ich habe die Erlaubnis bekommen, Sie mitzunehmen.

Generell ist es mir lieber, wenn ich den Himmel sehen kann, doch der Einstieg in die Katerhöhle ist sehr geräumig. Ein paar Abstiege sind zwar etwas eng, aber da ist man bald durch und ab da gehört meine ganze Aufmerksamkeit den Tropfsteinen. Tropfsteine wohin das Auge reicht. Lang, kurz, dick, dünn, in Schattierung von Weiß über Blau, Rosa bis zu den schönsten Brauntönen, manche sehen aus wie Vorhänge. Einfach unglaublich, welche Kunstwerke die Natur unter der Erde geschaffen hat. 

Unvorstellbar ist auch, die Arbeit, die Hermann und Regina Hofer geleistet haben. Erst durch ihre unermüdlichen Anstrengungen ist der heutige Besuch des Katerlochs möglich. Oft haben sie Wochen in den Tiefen der Höhle verbracht und Steinchen für Steinchen weitergegraben, um die Tropfsteine freizulegen und zugänglich zu machen. Über 30 Jahre haben Sie damit verbracht, die bezaubernde Tropfsteinhöhle aufzuschließen. 

Das Bett ist noch ein Erinnerungsstück an das Ehepaar Hofer, das oft Wochen in der Höhle verbracht hat, ohne das Tageslicht zu erblicken. Eine schier unvorstellbare Leistung.  

© Bild: Andrea Rammel

Nur auf allen Vieren kommt man durch diesen Gang in die Höhle. Doch keine Sorge - für BesucherInnen gibt es heute bequeme Wege durch die Höhle. Manche sind zwar etwas eng, aber Sie können überall aufrecht durchgehen. 

© Bild: Andrea Rammel

Die Führung geht durch verschiedene Räume. Da gibt es das Zauberreich oder die Fantasiehalle - sehr passende Namen für die Höhlenbereiche. In jedem könnte man Tage verbringen und man würde die schönsten Gebilde entdecken. Dem König und seinem Gefolge werden Sie bei einem Höhlenrundgang begegnen. Wenn Sie sich in den Details verlieren, werden Sie in den Tropfsteingebilden vielleicht kleine Monster, Hunde, Vögel, Zwerge oder andere Fabelwesen entdecken. Doch auch ohne fantastische Geschichten ist ein Besuch im Katerloch ein echtes Erlebnis. Denn was die Natur hier erschaffen hat, ist keine Geschichte - das ist ein Wunderwerk.  Mag. Fritz Geissler - "Höhlenforscherlehrling" von Hermann Hofer - kann Ihnen während einer zweistündigen Führung sehr viel über die Wunderwelt und ihre Entstehung erzählen.

Ihr Besuch im Katerloch

https://katerloch.at/

Dürntal 10

8160 Weiz

Führungen werden von April – Oktober gegen telefonische Voranmeldung angeboten. Die Führung dauert ca. 2 Stunden.

Manche Tropfsteine glitzern wie ein frisch geschlagener Zuckerüberguss aus Eischnee. Die verschiedenen Färbungen der Tropfsteine sind auf die unterschiedlichen Mineralien in der Höhle zurückzuführen.

© Bild: Andrea Rammel

Das sollten Sie bei Ihrem Besuch in einer Tropfsteinhöhle beachten:

  • Erkundigen Sie sich im Vorfeld über die Verhältnisse in der Höhle. Sind Sie fit genug für den Höhlenbesuch? Wenn Sie Höhenangst haben, fragen Sie nach, wie tief es nach unten geht.
  • Gutes Schuhwerk ist Voraussetzung für einen Höhlenbesuch. Es kann feucht und rutschig sein.
  • Im Sommer ist die Abkühlung in der Tropfsteinhöhle ganz angenehm, aber bei einem längeren Aufenthalt kann es ganz schön frisch werden. Die Temperaturen liegen zwischen 5° und 10° C. Eine Jacke kann man da gut vertragen.
  • Die Handläufe entlang der Wege sind meistens aus Metall, das kalt ist. Deshalb lohnt es sich auch, Handschuhe einzupacken. 
  • Manche Führungen dauern 2 Stunden. Nehmen Sie etwas zum Trinken mit. Bitte hinterlassen Sie keine Abfälle in der Höhle.
  • In einer Höhle kann es manchmal sehr eng werden. Verzichten Sie auf großes Gepäck und sperrige Rucksäcke. Achten Sie darauf, dass Sie keine Tropfsteine beschädigen
  • Auch wenn es verlockend ist, greifen Sie die Tropfsteine nicht an. Unsere Finger hinterlassen einen Fettfilm und verhindern dadurch, dass der Stein weiterwachsen kann.
  • Nehmen Sie keine Steine oder andere Fundstücke mit. Ein kleines Steinchen würde die Höhle wahrscheinlich nicht verändern. Doch wenn jeder ein Stückchen mitnimmt, bleibt nicht mehr viel übrig.
  • Tropfsteinhöhlen sind Naturdenkmäler. Bitte zerstören und beschmieren Sie diese nicht. Wenn die Höhlen darunter leiden, werden Führungen einfach wieder eingestellt und niemand kann sich mehr an den verzaubernden Tropfsteinen erfreuen.

Aus vielen, vielen Tropfsteinen entstehen zauberhafte Gebilde und Vorhänge aus Stein. 

© Bild: Andrea Rammel

Weitere Tropfsteinhöhlen in Österreich

Grassl-Tropfsteinhöhle – Österreichs älteste Schauhöhle
Nicht weit entfernt vom Katerloch ist der Eingang zur Grassl-Höhle. Die familienfreundliche Höhle ist großräumig mit prächtigen Tropfsteinen.

Ihr Besuch in der Grassl-Tropfsteinhöhle

http://www.grasslhoehle.at/

Dürntal 4
8160 Weiz, Steiermark, Österreich

Regelmäßige Führungen im Juli und August. Von April bis Oktober auch Führungen gegen Voranmeldung.

Obir-Tropfsteinhöhle – die Erlebnishöhle in Kärnten
Die Tropfsteine können Sie hier auf einem unterirdischen Erlebnispfad erkunden. Ausreichend Licht, ein Kurzfilm, die Obir-Schmankalan und auf Wunsch auch Musik machen den Höhlenbesuch zum Erlebnis.

Ihr Besuch in der Obir-Tropfsteinhöhle

https://www.hoehlen.at/

Hauptplatz 7, 9135 Bad Eisenkappel

Die Besichtigung der Höhle ist nur im Rahmen einer Führung möglich. Reservierung im Vorfeld erforderlich.

Griffener Tropfsteinhöhle – die bunteste Schauhöhle Österreichs
Die Führung durch die Tropfsteinhöhle wird auch hier zum Erlebnis, das mit einer Multimedia-Show endet. Gesicherte Stege machen die Höhle zum idealen Ausflugsziel für Familien.

Ihr Besuch in der Griffener Tropfseinhöhle

https://tropfsteinhoehle.at/

Kirchplatz 1, 9112 Griffen

Ab fünf Personen finden Führungen von Mai bis September von 10:00 – 15:00 Uhr stündlich statt.

Lurgrotte - Österreichs größte wasserdurchströmte Tropfsteinhöhle
Wählen Sie zwischen einer 1- oder 2stündigen Führungen. Im Winter werden auch Abenteuerführungen angeboten.

Ihr Besuch in der Lurgrotte

http://lurgrotte.com/

Lurgrottenstraße 1

8120 Peggau

Vom 1. April bis 31. Oktober werden Führungen von 10:00 – 15:00 Uhr angeboten.

Es ist sehr schwer, das Gefühl, das man zwischen den Tropfsteinen im Katerloch hat, auf einem Foto festzuhalten. Auf den Bildern sieht man die Dimensionen nicht. Es ist nur schwer vorstellbar, wie riesig und beeindruckend die Tropfsteine sind. Auf diesem Foto haben Sie eine kleine Vorstellung der Größenverhältnisse im Vergleich zu einem Menschen. 

© Bild: Andrea Rammel

Glück tief!

So der Gruß für Ihren Ausflug in die Tiefen. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei einem der beeindruckenden Naturdenkmäler in Österreich. 

Klicken Sie hier für die Newsletteranmeldung