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Brauchtum

Erntedankfest - Alles um das Brauchtum zum Sommerende

Wenn die Felder abgeerntet und die Früchte eingelagert sind, wird es Zeit, Danke zu sagen. Danke für die reiche Ernte und die Vielfalt.

08/08/2023, 03:22 PM

Nicht immer waren gefüllte Obst- und Gemüseregale eine Selbstverständlichkeit. Eine gute Ernte war wichtig, um gut über den Winter zu kommen. Schon in der Antike haben sich daher die Menschen für gefüllte Kornkammern und eine reiche Ernte bedankt. Bei den Göttern und bei den Erntehelfern. Das Erntedankfest ist bis heute geblieben.  

Im Herbst sind die Früchte des Sommers geerntet, das Getreide ist trocken gelagert und auf den Feldern werden die Arbeiten langsam eingestellt. Jetzt ist es auch heute noch Zeit zum Danke sagen. Für köstliches Gemüse und Obst, das uns den langen Winter mit Vitaminen versorgt. Für Getreide, das zu Mehl und Backwaren verarbeitet wird und bis zur nächsten Ernte reicht.

Erntedankfest

Woher kommt das Erntedankfest? 

Schon im Römischen Reich und im antiken Griechenland wurde das Erntedankfest gefeiert. Zur Tag-und-Nachtgleiche bedankten sich die Menschen bei den Göttern für die - hoffentlich reiche Ernte.Im alten Rom und auch bei den Griechen dankte man mit Opfergaben vor allem den Fruchtbarkeitsgöttern für das reichhaltige Angebot und die gefüllten Speicher.

Bei den Kelten stieg zur TagundNachtgleiche der walisische Gott Mabon (Sohn des Lichts) in die Unterwelt und wurde wieder geboren. Rund um den 23. September feierten die Kelten das Erntedankfest Mabon. Sie bedankten sich mit Opfergaben bei den Göttern für die Ernte, gedachten ihrer Ahnen und versuchten die finsteren Kräfte zu besänftigen. Das Fest dauerte bis zum nächsten Vollmond. Für die Menschen begann mit dem Herbst die stille und besinnliche Zeit. Natur und Menschen kommen zur Ruhe.

Im Alten Testament wird im September / Oktober Sukkot gefeiert. Sukkot ist das letzte von drei Wallfahrtsfesten des Jahres. „Als drittes sollt ihr das Fest der Wein- und Obsternte feiern.“ Sukkot bedeutet Hütten – daher auch der Name Laubhüttenfest. Die Menschen bauten sich provisorische Hütten, in denen sie während der Festwoche wohnten.

Bei den Christen ist das erste Erntedankfest im 3. Jahrhundert belegt. Bei einer traditionellen Feier wurde Gott für die Ernte gedankt. Die heute üblichen Formen der Erntefeste gehen auf die traditionellen Erntedankfeste des bäuerlichen Arbeitslebens zurück. Nach erfolgreicher Ernte wurde den Erntehelfern mit einem Festessen gedankt.

Getreidernte

Ein Fest, viele Namen

Beim Odamarsch wurde im östlichen Weinviertel und im Marchfeld der Erntedank gefeiert. Das Schneiden des Getreides in der Kornkammer Österreichs dauerte früher einige Wochen. Wenn die letzten Körner geschnitten waren, gab es für die Erntehelfer als Dankeschön ein großes Festmahl. Dazu gab es Musik und Tanz. Das Wort Odamarsch brachten die Erntehelfer aus ihrer Heimat der Slowakei mit.

Doch nicht nur nach der Getreideernte wurde der Odamarsch gefeiert. Auch bei den Weinviertler Weinbauern wird das Erntedankfest manchmal noch so bezeichnet.

Schnitterhahn ist ein anderer Name für das Ende der Getreideernte. Wenn das letzte Getreide geschnitten war, bekamen die Schnitter ein köstliches Festessen und zusätzlichen einen Hahn als Dankeschön für ihre harte Arbeit. In der Buckligen Welt gibt es rund um den „Schnidahahn“ heute eine kulinarische Veranstaltungsserie.

Die Redewendung "Er frisst wie ein Scheunendrescher" stammt ebenfalls aus einer Zeit, als das Getreide noch händisch geerntet wurde. Nach der Ernte wurde das Getreide stundenlang mit dem Dreschflegel gedroschen. Eine sehr schwere, kraftraubende Arbeit, die richtig hungrig macht. Kein Wunder, dass die Scheunendrescher um einiges mehr gegessen haben, als die restliche Bevölkerung. Heute übernehmen Erntemaschinen die schwere Arbeit - die Redewendung ist geblieben. 

Erntedankfeste heute

Für das Erntedankfest gibt es keinen österreichweit einheitlichen Termin. Oft wird das Erntedankfest mit dem Michaelitag am 29. September in der Verbindung gebracht und am Sonntag danach gefeiert. In den Städten hat sich der erste Sonntag im Oktober etabliert. In ländlichen Regionen wird der Erntedank Ende September / Anfang Oktober gefeiert.

Bei einem Festgottesdienst wird Gott für die Ernte gedankt. Die Kirchen sind mit Getreide und Früchten festlich geschmückt. In manchen Kirchen werden aus Früchten, Getreide und Samen kunstvolle Bilder im Altarraum - sogenannte Ernteteppiche - gelegt. Eine andere kunstvolle Präsentation der ertragreichen Ernte ist das Ernterad. In einem Wagenrad werden die Früchte der Saison kunstvoll angerichtet.

Ernterade

Die Erntegaben werden während des Gottesdienstes gesegnet. Oft werden Kinder in die Feierlichkeiten einbezogen.

Bei einem Festzug wird die Erntekrone durch den Ort getragen. Festlich geschmückte Wagen von Bauern, die ihre Produkte dekorativ präsentieren, Blasmusik, Weinverkostungen, Tanz und Musik sind meistens fixe Bestandteile eines Erntedank-Festes.

Erntepuppen zieren manche Felder. Aus den letzten Strohballen werden diese Puppen errichtet. Früher wurden diese aus den letzten Getreidehalmen gebunden. Sie sollten für das nächste Jahr eine gute Ernte bringen.

Erntepuppen

Regionale Erntedankfeste

Das größte Erntedankfest feiern seit einigen Jahren die Jungbauern in Wien. Die Bauern aus ganz Österreich kommen am 18. September nach Wien und präsentieren ihre Produkte im Augarten. Äpfel aus der Steiermark, Marillenspezialitäten aus der Wachau, köstliche Marmeladen, Bergkäse, Mohn aus dem Waldviertel, Most, Schnaps, Wein- und Fruchtsäfte und noch viel mehr Köstlichkeiten aus ganz Österreich gibt es hier zu verkosten.
Dieses Jahr musste das große Erntedankfest der Jungbauern leider Corona-bedingt abgesagt werden.

In Salzburg wird der Erntedank mit dem Bauernherbst gefeiert. Die Bauern bieten ihre Produkte auf den Bauernherbst-Märkten an. Bei der „Hoagascht“ – gesellige Abende in den Gaststätten meistens mit Volksmusik – wird das Ende des ertragreichen Sommers gefeiert und die Festtagstracht ausgeführt. Mit einem festlichen Almabtrieb kommt das Vieh ins Tal zurück.

In Oberösterreich wird den ganzen Oktober der Brausilvester gefeiert. Als es noch keine Kühlmöglichkeiten gab, konnte nur in den kühleren Monaten gebraut werden. Mit frisch geerntetem Hopfen und Getreide wurde die Brausaison Ende September wieder eröffnet. Heute wird am Tag des Biers – am 30. September – vielerorts der Brausilvester gefeiert.

Erntedank-Brauchtum

Nachdem wir heute Obst, Gemüse und Getreide das ganze Jahr über im Überfluss genießen können, ist die Bedeutung des Erntedanks etwas in Vergessenheit geraten, die Fülle an Lebensmitteln ist für uns selbstverständlich geworden. Wenn Sie das nächste frische Brot genießen oder in einen köstlichen Apfel beißen, ist vielleicht eine gute Gelegenheit trotzdem Danke zu sagen und sich bewusst zu machen, wie wertvoll gesunde Lebensmittel sind. Es muss ja nicht gleich ein großes Fest sein.

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